Die Mauer rund um den Rothschild-Schlosspark!
Derzeit erhält die Bürgerliste Anfragen bezüglich der Teil-Abrissarbeiten der Mauer des Schlossgartens. Dazu hat uns Karl Piaty einige Erläuterungen und Bilder zur Verfügung gestellt. Diese Bilder stammen vom einstigen Archivar der Stadt und sind derzeit als Kopien auch in Privatbesitz.

Karl Piaty:
Wer sich mit der Geschichte des Rothschildschlosses und des Schlossturmes beschäftigt, wird sehr bald erkennen, dass der alte Schlossturm als historische Einheit unantastbar sein muss, die übrigen Gebäudeteile dagegen jedweder Betrachtung freigestellt sein können.
Besonders der Schlossgarten und die ihn umgebenden Mauern sind erst jüngeren Datums und haben mit der alten Befestigung der Stadt wenig zu tun.

Erst 1914 wurden die dort stehenden Häuser (Friesshäuser) abgetragen.


Die Friesshäuser um die Jahrhundertwende 1899/1900





In diesen Häusern wurde auch einer der bekanntesten Waidhofner Chronisten geboren. Dr. Gottfried Friess, Professor und Pater im Stift Seitenstetten schrieb Waidhofen wichtigste Chroniken. Den Erlös einer seiner wichtigsten Bücher widmete er bereits 1892 der Errichtung des Wetterhäuschens. 
Die Ehrentafel an der Mauer des Rothschild-Schlossgarten erinnert an das Wirken dieses großen Mannes. 

Situation Ostern  2006

Inschrift: 
An dieser Stelle stand das Geburtshaus des Waidhofner Geschichtsschreiber 
Prof. Dr. Pater Gottfried Fiess 1856 - 1904


Nach dem Abbruch der Häuser wurde der Schlosspark erweitert und die Mauer errichtet.
Diese Mauer ist daher in keiner wie immer gearteten Weise mit dem historischen Schlossturm (14. Jhdt) zu vergleichen.

Die nunmehrigen Arbeiten an dieser Mauer sind daher sogar zu begrüßen. Wenn nun in einer Aussendung der WVP hier von einer „Blickachse ins Grüne“ gesprochen wird, so will man damit aber offensichtlich nur die politischen Fehler des letzten Jahrzehnts übertünchen.
Ausschnitt aus den WVP Nachrichten AUSGABE 01/2006

Wir erinnern uns: Vor wenigen Jahren wurde der Steg zum Zeller Schloss gebaut. Natürlich wollten die Planer den Durchgang von der Hintergasse her machen, um sowohl den Schlosspark zu schonen und den Geländesprung (Niveau) zu nützen. Dadurch wäre es damals möglich gewesen, den Steg auf der Zellerseite etwa in Höhe des alten Hotelniveaus auszuführen. Zwar gab es damals noch keine konkreten Hotelpläne, doch es war klar, dass der Steg für spätere Umbauarbeiten viel zu tief ausgeführt wurde. Jeder, der sich die heutige Situation des Steges mit den vielen Stufen bei der Anbindung auf der Zeller Seite ansieht, kann nur den Kopf schütteln. (Fragen Sie doch den Direktor vom Hotel, welche Schwierigkeiten dieser zu tief gesetzte Steg für das Hotel bedeutet)  Doch den Planern blieb damals gar nichts anderes übrig, denn sie durften ja von der Hintergasse her keinen ebenen Zugang machen.
Öffnung der Windschutzmauer von 1915 - am 30. März 2006
Nun sieht man auch den Niveau-Unterschied recht schön.







Die einstmals geschlossene Mauer zur Hintergasse hatte natürlich einen einfachen Grund. Wegen der ybbsfolgenden  Nord- Südführung der Hintergasse und vor allen Dingen wegen der Verengung der Hintergasse Richtung Süden, wurde wegen der, über den offenen Schlossbereich auftretenden Windstärken (Staubentwicklung) der Wind-Einlasswinkel im Bereich Schlossgarten mit einer „Vollmauer“ gebrochen. Schön zu sehen: Während die Schlossmauer im Bereich zur windgeschützteren Kirchenseite mit Gitterstäbe (Lanzen) luftig gehalten wurde, wurde die Mauer zur Hintergasse  rund 2 Meter hoch als praxisgerechte Windfangmauer ausgeführt.
Dies alles erst um 1915, nachdem die einstigen dort stehenden Häuser abgetragen wurden.
Wer am 4. April gegen 17 Uhr durch die Hintergasse ging, hat eine "Nase voll einer Kostprobe erhalten" welche Staubmassen jetzt vermehrt durch die kopfsteingepflasterte und damit staubanfällige Hintergasse jagen werden - und die vielen Herbstblätter der großen Bäume im Inneren des Schlossparkes lassen schon jetzt grüßen! Gerade am Fuße dieser Mauer sammelten sich bisher jedes Jahr riesige Mengen an Blättern, die eben nun durch die Hintergasse gefegt werden.

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Vor wenigen Jahren hat man daher die Mauer vorne am Kirchenplatz geöffnet um den Weg zum Steg innerhalb der Mauer zu legen, die Mauer zur Hintergasse blieb in voller Länge stehen. Nun, nur wenige Jahre nach dem Stegbau, soll aber wieder alles anders sein. "Schildbürgerei" nennt man solches anderswo. Doch wenn die Anrainer der Hintergasse einverstanden waren, so soll von woanders Wohnenden kein Einspruch kommen.

Es muss im Hinblick auf die neue Lage jetzt aber beachtet werden, dass die nun mehrmals unterbrochene Mauer (auch vorne wird noch entsprechend aufgerissen) ein Stückwerk wird und damit jetzt weder Sinn noch Zweck einer Einzäunung und Windableitung erfüllt wird. Daher darf man gespannt sein, welche weitere Vorgangsweise die "Schlossarchitekten" nun vorschlagen werden.

 Es ist nicht alles erhaltenswert, nur weil es einige Generationen gewöhnt sind. Die unnütz gewordene Mauer des Schloßparkes ist so ein klassisches Thema. Wenn die WVP in ihrer Aussendung die Öffnung dieser Mauer in ihren Nachrichten nunmehr begeistert begrüßt, so ist ihr dies hoch anzurechnen. Es wäre aber sicherlich ein Nonsens, die übrigen Mauerteile jetzt kostenaufwendig zu sanieren und damit eine lächerliche „Zahnlücken“Architektur zu erlauben. Es gibt wohl nichts Unverständlicheres, als überflüssig gewordene "Einzäunungen mit Unterbrechungen" stehen zu lassen.

Die nächsten Monate werden zeigen, ob die WVP dort, wo wirklich Neues zu gestalten angesagt ist, auch "Neues Denken" zulässt.
 
Mauerteile von 1915 zu schützen und gleichzeitig den historischen  Schlossturm vom 14. Jahrhundert mit Glas zu "deckeln", das würde wohl die ganze Stadt zum Gespött machen.